Zwangsarbeit

Zwangsarbeit

Auch in Mainz konnte das wirtschaftliche Leben nur durch die Versklavung so genannter »Ost- und Westarbeiter« aufrecht erhalten werden. Dabei waren die Einsatzgebiete nicht auf die Rüstungs- und Großindustrie beschränkt. Auch in Mittelstands- und Kleinunternehmen, der Landwirtschaft, öffentlicher Verwaltung, bei Minen- und Bombenräumungen oder auch Privathaushalten wurden Menschen gezwungen zu arbeiten. In insgesamt 42 Lagern auf dem Mainzer Stadtgebiet wurden alleine im Jahre 1943 mehr als 3.400 Menschen als Sklaven gehalten. Männer, Frauen und selbst Kinder aus der Sowjetunion, Polen, Frankreich, Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Italien mussten für die deutsche Wirtschaft schuften.

Aus ihrer Heimat verschleppt oder als Kriegsgefangene mussten sie unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit verrichten. Ohne ausreichend Nahrung und Kleidung, ohne nennenswerten Arbeitsschutz und in schäbigen Unterkünften waren sie der Nazi-Praxis »Vernichtung durch Arbeit« ausgesetzt.

Zum Teil waren sie in kleinen Lagern, sichtbar für alle, mitten im Stadtgebiet eingesperrt, um in den umliegenden Betrieben zu arbeiten. So z.B. in den Baracken am Goetheplatz in der Mainzer Neustadt.

Ingelheimer Aue - Mainz

Eines der größten Lager im Mainzer Raum, das »Straflager Rhein«, befand sich auf der Ingelheimer Aue (heute: Firma Wepa). Hier wurden unter anderem für die Firma Pfleiderer Betonplatten gefertigt. Aber auch die Firmen Blendax, Erdal, Kraftwerke Mainz-Wiesbaden, die Westwaggon AG – um nur einige wenige zu nennen – beschäftigten wie fast alle Mainzer Industriebetriebe Zwangsarbeiter mit zum Teil eigenen Lagern.

Ein Weiteres war das Außenlager des SS-Sonderlagers/KZ Hinzert in Mainz-Finthen. Rund 200 niederländische und luxemburgische Inhaftierte mussten Reparatur- und Aufräumarbeiten, auf dem sich dort befindlichen Fliegerhorst verrichten. Ebenso im Außenlager in Mainz-Weisenau. Dort wurden etwa 210 Gefangene für die Portland-Zement-Werke zur Arbeit gezwungen. Im Juni 1944 wurden sie in das »Straflager Rhein« verlegt, da im Weisenauer Steinbruch ein Zweigwerk der Firma M.A.N. aufgebaut werden sollte. Im Hauptwerk der M.A.N. in Mainz-Gustavsburg waren zeitweise mehr als 2.000 Menschen versklavt. Im so genannten »Russenlager« am Großen Sand in Mainz-Gonsenheim, nähe Panzerwerke, waren etwa 400 Sowjets, Polen, Franzosen und Italiener inhaftiert. Sie wurden zu Instandsetzungsarbeiten auf dem Betriebsgelände des Mainzer Bahnhofs gezwungen.

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