Wer Hindenburg wählt, wählt Hitler, wer Hitler wählt, wählt den Krieg.

Motto zur Reichspräsidentenwahl 1932

Das oben stehende Motto der von uns verteilten Postkarte verwendete die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) bei den Reichspräsidentenwahlen 1932. Der Satz sollte klar machen, dass eine Stimme für Hindenburg (parteilos, Reichspräsident seit 1925), für den die Parteien der Mitte bis hin zur SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) warben, letzten Endes auf Hitler (damals Kandidat der NSDAP (National Sozialistische Deutsche Arbeiter Partei) für das Amt des Reichspräsidenten) hinauslaufen würde.

Aktion in Darmstadt

Um die Opfer des Nazi Terrors des sog. Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in Erinnerung zu halten, fordert die Initiative Darmstadt gegen Rechts, am 30.01.2013 (80 Jahre nachdem Hindenburg Hitler zum Reichskanzler ernannte) die Umbenennung der dortigen Hindenburgstraße in Halit Yozgat Straße. Yozgat war Betreiber eines Kasseler Internet Cafes und wurde 2006 von den Nazi Terroristen des NSU ermordet.

Wieso gibt es immer noch eine Hindenburgstraße in Mainz?

Aus diesem Anlass wollen wir erneut die Frage aufwerfen: Muss in einer Stadt wie Mainz wirklich eine große Straße in Innenstadtlage den Namen eines ausgewiesenen Antidemokraten und „Steigbügelhalter des Faschismus“ tragen?
Wäre es nicht besser ein für allemal auf solch fragwürdige Traditionen zu verzichten und die Straße nach einer antifaschistischen Persönlichkeit, wie etwa Anna Seghers, zu benennen? Im nicht weit entfernten Frankfurt am Main wurde die Hindenburgstraße übrigens schon 1947 nach dem jüdischen Bürgermeister Ludwig Landmann umbenannt.
Auf Initiative der Jüdischen Gemeinde im Jahr 2008 wurde der Platz vor der neuen Mainzer Synagoge, die unmittelbar an der Hindenburgstraße liegt, in Synagogenplatz umbenannt. Offenbar sollte es der Jüdischen Gemeinde doch nicht zugemutet werden, ihr Gotteshaus ausgerechnet an einer Straße mit dem Namen des Generalfeldmarschalls stehen zu haben. Zur Umbenennung der kompletten Straße wollte man sich aber 2008 dann doch nicht durchringen.
An wen und was durch Straßennamen erinnert wird, ist immer eine politische Entscheidung. Gerade Mainz, der Stadt mit den längsten demokratischen Traditionen (Mainzer Republik) in der BRD, stünde es gut an, auch auf dieser Weise ein Zeichen zu setzen gegen militaristische und antidemokratische Traditionen. Das wäre in Zeiten des staatlich mindestens teilweise gedeckten Terrorismus von Rechts (Stichwort NSU), wichtiger den je.

Straßenumbenennung 1916

Mit der Benennung von Straßen nach namhaften historischen Persönlichkeiten will die Stadt diese ehren und die Erinnerung an die Geehrten wach halten. Diese Ehrungen sind immer auch Ausdruck des entsprechenden Zeitgeistes. Die Hindenburgstraße in Mainz bekam 1916 ihren Namen. Ihr Namensgeber erlangte bereits zu Anfang des Ersten Weltkrieges 1914 eine große Popularität. Bei Kriegsende war der Monarchist und preußische Militarist Urheber der sog. Dolchstoßlegende. Er wurde 1925 zum Reichspräsidenten, der in der Weimarer Republik direkt vom Volk gewählt wurde. Trotz seiner völkischen Gesinnung duldete er die sozialdemokratische Regierung, spätestens ab März 1930 aber setze er auf autoritäre Lösungen. Er setzte den sozialdemokratischen Kanzler Müller ab und regierte nun mit Notverordnungen und Präsidialkabinetten. Diese wurden von ihm persönlich berufen und waren nicht demokratisch legitimiert. Im Juli 1930 löste er den Reichstag auf. Er hielt mit dem Erstarken der nationalsozialistischen Massenbewegung diese für einen geeigneten Bündnispartner zur Umsetzung seiner völkischen nationalistischen Ideen. Nach einer ersten, siebenjährigen Amtszeit in der Weimarer Republik stellt er sich 1932 erneut zur Wahl.

Das Motto traf ins Schwarze

Hitler trat zwar 1932 als eigener Kandidat der NSDAP an, aber den Kommunisten war schon damals klar, dass auch eine Wahl Hindenburgs über kurz oder lang zu Hitler als Reichspräsidenten und dem Siegeszug der Faschisten führen würde. Nach dem Sieg Hindenburgs im zweiten Wahlgang 1932 ernannte er Hitler am 30.1.1933 zum Reichskanzler und löste am 1.2.1933 mit dem sog. „Ermächtigungsgesetz“ den Reichstag auf. Der Terror im Innern gegen bspw. Kommunisten und Sozialdemokraten begann unmittelbar. Somit war der Faschismus mit der Hilfe Hindenburgs an die Macht gelangt.

 



Weitere Infos: www.dasjahr1933.de

Mit dem Projekt „www.dasjahr1933.de“ stellt die VVN – BdA Materialien, Texte und Dokumente bereit, die entlang einer Chronologie der Jahre 1932/ 1933 Antworten auf Fragen zur Vorgeschichte und Etablierung der faschistischen Herrschaft in Deutschland geben.